30.06.2013

Mitten im Netz

VON DENNIS KREMER

Steuern, lenken, leiten – mit diesem Dreiklang verdient die Softwarefirma PSI ihr Geld. Das Spezialgebiet der Berliner: Sie entwickeln Computerprogramme, die beispielsweise die Einspeisung von Strom oder Gas in die Energienetze überwachen und regeln. Als „Smart Grid“ bezeichnen Fachleute dieses Verfahren. Wie wichtig es gerade für Energieerzeuger ist, zeigt ein Blick auf die Eigentumsverhältnisse bei PSI: Rund 18 Prozent der Anteile hält der Stromkonzern RWE.

Für Privatanleger mit etwas Mut zum Risiko ist die Aktie ebenfalls interessant: Schließlich zählt PSI bei der Entwicklung von Spezialsoftware für Industrieunternehmen zu den führenden Anbietern. Die Mehrheit der Analysten empfiehlt das Papier darum zum Kauf. Allerdings gibt es Risiken: Die Energiewende kommt kaum voran, das lässt sich auch an der zuletzt eher mäßigen Entwicklung des Aktienkurses ablesen. Gleichzeitig muss PSI jedes Jahr etwa ein Zehntel des Umsatzes für Forschung und die Weiterentwicklung der verschiedenen Softwareprogramme ausgeben. Optimistisch macht die Analysten aber nicht nur, dass PSI mittlerweile auch mit dem Verkauf von Lizenzen Geld verdient. Auch einige neue Großaufträge stimmen zuversichtlich.

„Wir sorgen dafür, dass der Strom immer fließt“

PSI entwickelt Computerprogramme für Energieversorger. Vor allem in Asien läuft das Geschäft gut.

Herr Schrimpf, Ihr Unternehmen entwickelt Softwarelösungen. Was verbirgt sich dahinter?

Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Unsere Software hilft Versorgern bei der intelligenten Verteilung von Strom und Gas auf die Energienetze. Wenn man so will, sorgt sie dafür, dass der Strom immer fließt. Unsere Programme stellen unter anderem sicher, dass alle Netze gleichermaßen versorgt werden und dass beim Transport wenig Energie verlorengeht.

Warum profitieren Sie dann nicht von der Energiewende in Deutschland? Gewinn und Umsatz von PSI lagen zuletzt unter den Erwartungen der Analysten.

Ich räume gerne ein: Von der Energiewende hatten wir uns deutlich mehr erhofft. Schließlich verursacht jeder Windstromerzeuger und jede Solarfirma zusätzliche Schwankungen in den Netzen. Aber derzeit halten sich viele Unternehmen mit Investitionen zurück, weil die Unsicherheit so groß ist. Keiner weiß, in welcher Form die nächste Bundesregierung die Energiewende fortführen wird, und keiner weiß, wann der Gesetzgeber den Regulierungsrahmen endlich erneuern wird. All dies ist nicht erfreulich für unser Geschäft.

Das klingt so, als ob sich Ihre Aktionäre Sorgen machen müssten.

Überhaupt nicht. Denn zum einen ist unsere Software zum Energiemanagement vor allem im Ausland sehr gefragt. Strom und Gas effizient zu steuern wird den Unternehmen in aller Welt immer wichtiger: Vor allem in Malaysia, Thailand, China und Russland ist die Nachfrage nach unseren Programmen hoch. Und zum anderen erzielen wir rund die Hälfte unseres Umsatzes mit Anwendungen für Industrieunternehmen.

Was heißt das konkret?

Nehmen Sie die Vereinigten Staaten: Das Land erlebt gerade wegen des billigen Schiefergases eine Art zweite Industrialisierung. Davon profitieren wir enorm: Die dortige Stahlbranche statten wir nämlich ebenfalls mit unserer Software aus – darüber lässt sich beispielsweise exakt steuern, wie das Material vom Eisenerz bis zum fertigen Stahl das Stahlwerk durchläuft. Und in Deutschland wiederum arbeiten wir eng mit Autoherstellern wie VW und BMW zusammen. Auch dort unterstützt unsere Software den Fertigungsprozess.

Werden Sie Ihren Gewinn in diesem Jahr steigern können?

Das ist in jedem Fall unser Ziel. Das operative Ergebnis lag 2012 bei rund 13 Millionen Euro, in diesem Jahr rechnen wir mit einem Ergebnis zwischen 14 und 17 Millionen Euro bei einem Umsatz von 190 Millionen Euro.

Können Ihre Aktionäre mit einer Dividende rechnen?

Seit vier Jahren zahlen wir eine Dividende und haben sie zudem jedes Jahr erhöht – für das Jahr 2012 waren es 30 Cent je Aktie. Wir schütten stets die Hälfte des Nettoergebnisses an die Aktionäre aus. Diese Politik wollen wir fortsetzen.

Aus: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 30.06.2013