28.03.2013

„Wir verkaufen deutsche Effizienz“

PSI entwickelt Software für energie- und rohstoffintensive Unternehmen, mit deren Hilfe die Energie, Arbeits- und die Materialeffizienz des jeweiligen Unternehmens gesteigert werden. In den vergangenen Jahren ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen. Im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin erklärt Vorstand Dr. Harald Schrimpf, wo er noch weitere Potenziale sieht, warum gerade das Wachstum im Ausland so wichtig ist und welcher Markt hier besonders interessant ist.

GoingPublic: Herr Dr. Schrimpf, Ihr Unternehmen konzentriert sich verstärkt auf den Energiebereich. Inwiefern belastet die stagnierende Energiewende das Wachstum?

Schrimpf: Aktuell investieren die Versorger kaum, da die Energiewende in Deutschland teuer für sie ist. Wir sind mit etwa 10% des Umsatzes im Markt der deutschen Stromversorger vertreten und von den fehlenden Investitionen durchaus mitbetroffen. Daher investieren wir für unsere Bestandskunden viel in Forschung & Entwicklung. Im vergangenen Jahr waren das fast 18 Mio. EUR.

GoingPublic: Im Energiebereich kommt es vermehrt zu Investitionsstaus. Wie beurteilen Sie diese Situation und was heißt das für PSI?

Schrimpf: Es ist richtig, dass seitens der Energieversorger nicht schritthaltend investiert wird. Viele lassen Investitionen – auch in konventionelle Anlagen – schlichtweg schleifen. Zudem ist die wirtschaftliche Belastung, insbesondere bei den Verteilnetzbetreibern, die häufig zugleich auch die Kraftwerksbesitzer sind, riesengroß. So wurden beispielsweise Atomkraftwerke abgeschaltet. Zudem können Wind und Sonne an über 300 Tagen jährlich den Energiebedarf vorrangig bedienen, wodurch Gaskraftwerke aus dem Markt gedrängt werden. Dies resultiert in dem betriebswirtschaftlichen Druck, dass diese Kraftwerke geschlossen werden sollen, was wiederum dazu führen könnte, dass an 20 bis 30 Tagen im Jahr, an denen die erneuerbaren Energien nicht verfügbar sind, die Energieversorgung in Deutschland nicht sichergestellt werden kann. Dies ist ein ernstzunehmendes Problem.

GoingPublic: Und wie gehen Sie damit um?

Schrimpf: Wir versuchen uns auf die wirtschaftliche Situation einzustellen, indem wir einen Teil unserer deutschen Arbeitsplätze in Nachbarländer mit anderen Lohnstrukturen wie Polen verlagert haben, um unsere Kosten zu senken. Dadurch können wir unsere Leistung auch in Exportländer verkaufen, wo die hiesige Energiewende keine Rolle spielt.

GoingPublic: Wie teilt sich der Umsatz auf die verschiedenen Sparten auf?

Schrimpf: Das Geschäftsfeld Energiemanagement wurde 2012 vor allem vom Bereich Gas & Öl getragen. Insgesamt verringerte sich der Umsatz um 10% auf rund 62 Mio. EUR. In den anderen Sparten hingegen konnten wir die Umsätze deutlich steigern. Im Produktionsmanagement erzielten wir mit einem Umsatz von fast 90 Mio. EUR 14% mehr als 2011. Und im Bereich Infrastruktur erhöhte sich der Umsatz sogar um 32% auf 29 Mio. EUR.

GoingPublic: PSI ist im vergangenen Jahr auch im Ausland gewachsen. Wie viel Umsatz erwirtschaften Sie außerhalb Deutschlands?

Schrimpf: Der liegt bei knapp 90 Mio. EUR – also ungefähr die Hälfte unseres Geschäfts. Ziel ist es, den Anteil künftig auf 65% zu steigern. Wir sehen, dass unsere Produkte auf sehr gute Akzeptanz stoßen. Im Bereich Stahlindustrie sind wir sogar Weltmarktführer. Natürlich muss PSI die Exportstrukturen weiter ausbauen. Aktuell haben wir 400 Mitarbeiter im Export beschäftigt und wollen auf 800 erweitern.

GoingPublic: Welcher Markt ist hier besonders interessant und warum?

Schrimpf: Als wir vor sechs Jahren mit dem Export begonnen haben, haben wir uns Richtung Osten orientiert. Zuerst kamen Osteuropa und Russland, dann China und zuletzt Fernost sowie die Golfregion. Hier sind wir auf große Akzeptanz gestoßen.

GoingPublic: Und warum gerade diese Regionen?

Schrimpf: Als ich das Unternehmen Mitte 2002 übernommen habe, lagen der Aktienkurs bei 80 Cent und die Betriebsergebnisse bei -20%. Damals ging es ums Überleben. Als wir dann 2004 unsere Exportstrategie aufgesetzt haben, haben wir uns entschlossen, den einfacheren Weg zu wählen und der führte damals nach Osten. Außerdem handelt es sich gerade bei Russland und der Golfregion um rohstoffintensive Länder. In China und den Tiger-Staaten hingegen wird sehr viel produziert. Diese Kombination passt gut zu unserem Mix. Das letzte Kriterium war, dass PSI sicherstellen wollte, dass im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs im Heimatmarkt die Exportregionen ein Gegengewicht darstellen können. Und dieses Konzept hat funktioniert.

GoingPublic: PSI wächst nun schon seit Jahren kontinuierlich – 2012 um 7%. Was ist das Geheimnis?

Schrimpf: Ich glaube, das liegt in erster Linie daran, dass wir ein interessantes Produkt anbieten. Die Effizienzsteigerung innerhalb der Wertschöpfung lässt sich unmittelbar messen. Wir verkaufen quasi deutsche Effizienz. Diese ist in vielen Ländern immer noch Vorbild.

GoingPublic: PSI wird immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt. Wie gehen Sie damit um?

Schrimpf: Es ist besser als attraktiv angesehen zu werden als anders herum. Es kommen immer wieder Anfragen von IT- oder Elektronikunternehmen. Und mit unseren 1.600 Mitarbeitern sind wir für einen großen Konzern natürlich ein kleiner Happen.

GoingPublic: Sie haben kürzlich einen Aktienrückkauf beschlossen. Planen Sie, die Aktien als Akquisitionswährung einzusetzen?

Schrimpf: Ausnahmsweise ja – aber nur in ganz kleinem Umfang. Wir haben gerade ein Ziel im Auge, wo wir neben einer gewissen Cashquote auch Aktien geben werden. Aber das sind gerade mal 50.000 Stück. Neben dieser geplanten Akquisition haben wir noch ein Mitarbeiterprogramm, wofür wir rund 30.000 Papiere brauchen. Daher kaufen wir regelmäßig zurück.

GoingPublic: Herr Dr. Schrimpf, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Interview aus GoingPublic vom 28. März 2013 von Maximiliane Worch